Jungtier gefunden — was nun?

Oft ist es schwierig festzustellen, ob ein scheinbar hilfloses Jungtier tatsächlich in Not geraten ist und Hilfe benötigt oder nicht. Bei der Beurteilung der Situation helfen Grundkenntnisse über die Lebensweise unserer wilden Mitgeschöpfe.

eichhoernchen

Eines ist sicher – die Natur hat junge Wildtiere eigentlich bestens für das Leben in freier Wildbahn ausgerüstet. Die zivilisatorischen Auswirkungen durch uns Menschen haben jedoch das natürliche Gleichgewicht geschwächt und bringen zusätzlich durch vielfältige Gefahren Wildtiere und Nachwuchs in Not.

Grundsätzlich kann man Wildtiere in Nestflüchter und Nesthocker einteilen. Nestflüchter wie z.B. Feldhasen und Rehe werden nahezu vollentwickelt geboren und können ihren Geburtsplatz bereits nach wenigen Stunden verlassen. Meist lassen ihre Eltern sie mehrere Stunden täglich geschützt im hohen Gras allein, um so die Aufmerksamkeit von Räubern zu minimieren. Nesthocker wie z.B. Singvögel, Marder, Füchse, Eulen und Greifvögel können das nicht. Ihre Elterntiere müssen intensive Aufzucht betreiben und sind deswegen meist ohne lange Unterbrechung bei ihrem Nachwuchs.

Bei jungen Eulen und Singvögeln unterscheidet man zwischen Nestlingen und Ästlingen. Sind sie weitestgehend befiedert, verlassen sie ihr Nest, um fliegen zu lernen. Meist hüpfen sie die ersten Tage noch etwas unbeholfen umher. Die Elterntiere haben ihren Nachwuchs jedoch im Blick und versorgen ihn auch außerhalb des Nestes weiter.

Richtige Hilfe

Könnte ein junger Singvogel jedoch von einer Katze bedroht werden, hilft man ihm, indem man ihn auf einen erhöhten Ast setzt und die Katze für ein paar Tage im Haus lässt. Den jungen Feldhasen oder das Rehkitz, wie anfangs geschildert, kann man meist getrost sitzenlassen. Und auch die flauschige Jungeule ist wahrscheinlich nicht in Not, sondern wird von ihren Eltern weiter betreut. Findet man jedoch ein Jungtier an einer ungünstigen Stelle, da dort z.B. umgehend gemäht werden soll oder Autos entlangfahren, kann man es beruhigt aufnehmen und in der Nähe an einem sicheren Platz wieder absetzen. Der kurze Kontakt mit dem Menschen führt nicht dazu, dass die Elterntiere ihren Nachwuchs verstoßen. Die Bindung zu ihrem Nachwuchs ist stärker als die Furcht vor unbekanntem Geruch. Doch leider gibt es unzählige Situationen, in denen Jungtiere unsere intensive Hilfe benötigen. In den folgenden genannten Fällen sollte unbedingt Kontakt mit einer Wildtierauffangstation aufgenommen werden:

  • Katze oder Hund haben ein junges Wildtier verschleppt und man weiß nicht, wo sie es aufgegriffen haben
  • Bei Garten- oder Bauarbeiten wird ein Nest oder ein Bau zerstört und die Eltern bleiben auch nach einer Weile verschwunden
  • Ein Enten-oder Gänseküken irrt alleine umher, weit und breit ist seine Familie nicht auszumachen
  • Das Jungtier ist deutlich verletzt, geschwächt oder stark durch Parasiten befallen
  • Das tote Muttertier liegt in der Nähe (z.B. überfahren)